Oben festgebissen

Rostockfans im Sportpark

Hätte vor der Saison jemand gesagt, die Spielvereinigung steht nach 15 Spieltagen mit 28 Punkten auf Platz fünf, er wäre für verrückt gehalten worden. Kaum jemand hatte die Elf von Claus Schromm für die ganz vorderen Tabellenregionen auf dem Zettel. Am kommenden Wochenende ist wieder Länderspielpause, Zeit für uns, ein Resümee der letzten Spiele zu ziehen.

Im Anschluss an die letzte Länderspielpause, kam es zum überhaupt ersten Vergleich mit den Sportfreunden Lotte. Die Spielvereinigung präsentierte sich am 7. Spieltag als guter Gast. Mitte der ersten Halbzeit konnte Korbinian Müller einen Schuss nicht festhalten und es stand 1:0 für die Sportfreunde. Dem 2:0 nach 75 Minuten ging ein kapitaler Schnitzer von Taffertshofer voraus, der als letzter Mann den Ball vertändelte. Am Ende hieß es 2:1 für Lotte. Bezeichnend für diesen Ausflug ins Tecklenburger Land, der Hachinger Treffer fiel durch ein Eigentor, drei Minuten vor Schluss. Die Spielvereinigung hat sich an diesem Tag schlicht selbst geschlagen.

Das Spiel gegen Großaspach brachte die Wende zu einer unglaublichen Serie. Zuerst aber musste man eine bittere Niederlage einstecken. Eine Niederlage nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen. Nur 1750 Zuschauer wollten die Partie gegen den selbst ernannten Dorfclub sehen. Minusrekord für die laufende Saison. Vielleicht wäre die Partie anders ausgegangen, wenn Schimmer nach zwei Minuten nicht nur den Pfosten getroffen hätte. So aber setzte es nach 26 ungeschlagenen Heimspielen wieder eine Niederlage, die mit 1:4 auch sehr deutlich ausfiel. Einziges Lichtzeichen an diesem Tag war der Ehrentreffer von Hain, kurz vor dem Ende der Partie.

Im Steigerwaldstadion zu Erfurt, an jenem Ort, an dem man vor zwei Jahren den Abstieg in die Regionalliga hinnehmen musste, gewann man unter der Woche mit 2:0 (1:0). Die Gastgeber konnten nur die Anfangsphase ausgeglichen gestalten. Hagn brachte nach etwas mehr als einer halben Stunde die Hachinger konsequenterweise in Führung. Mit einem sehenswerten Treffer von Hain schlug das Pendel endgültig auf die Seite der Hachinger. Am Ende stand ein ungefährdeter Auswärtssieg für die Rot-Blauen.

Im Mai 1998 war der SV Meppen zuletzt im Sportpark zu Gast (1:0 für die SpVgg). Nun kam es nach 19 Jahren wieder zum Duell gegen die Emsländer. Die SpVgg ließ dem Mitaufsteiger keine Chance und gewann auch in dieser Höhe verdient mit 4:0 (2:0). Beim Auswärtsspiel gegen den einzigen anderen bayerischen 3. Ligisten Würzburger Kickers, welche bis dato ohne Heimsieg im Kalenderjahr 2017 waren, gab es einen weiteren relativ souveränen Sieg. Hain erzielte kurz nach der Pause das wichtige 1:0. Mit der notwendigen Sicherheit im Rücken fiel konsequenterweise das 2:0 durch Hagn und damit gingen weitere drei Punkte auf das Konto der Hachinger.

Heimspiel gegen Münster

Gegen das Gründungsmitglied der Bundesliga, Preußen Münster, sah es lange Zeit nach einem 0:0 aus. Beide Mannschaften neutralisierten sich vornehmlich im Mittelfeld, mit leichtem Übergewicht für die SpVgg. Das Haching trotzdem als Sieger vom Platz ging, war einem Geniestreich von Bigalke geschuldet. Einen abgefaustetem Ball hob er artistisch über den Schlussmann zum 1:0-Siegtreffer ins Tor.

Der 1. FC Magdeburg bat am 13. Spieltag die Spielvereinigung zum ersten gemeinsamen Tanz. Die Gastgeber warteten mit der perfekten Bilanz von sechs Siegen in sechs Heimspielen auf. Insgesamt erst zwei Gegentreffer musste der Europapokalsieger von 1974 vor der Partie im heimischen Stadion hinnehmen. Für die Elf von Claus Schromm lief an diesem Tag alles perfekt. Unbeeindruckt von der Atmosphäre traf Hagn nach nur 95 Sekunden zur Führung. Magdeburg blieb glücklos und scheiterte mehrfach an der Torerzielung und an Müller. Dass Hain beim 2:0 den Ball nach seinem eigenen Schuss auf den Kopf bekommt absolut Glück für Haching. Das 25-Meter-Traumtor von Dombrowka setzte den 3:0-Schlusspunkt unter eine tolle Mannschaftsleistung.

Nach fünf Siegen in Folge (Vereinsrekord in der 3. Liga), kam es unter Flutlicht zum Duell gegen Hansa Rostock. Knapp 1000 Gästefans begleiteten die Ostseestädter und sie gingen leider glücklich nach Hause. Haching zeigte eine schwache Leistung und Rostock hatte zudem das Glück auf seiner Seite. Der Schuss zum 0:1 wurde abgefälscht und damit unhaltbar für Müller. In Folge kochten die Ostseestädter die Unterhachinger eiskalt ab. Erst nach dem 0:3 kam die SpVgg mehr ins Spiel und zu eigenen Chancen. Ein Tor wäre verdient gewesen an einem sehr bitteren Abend. Rostock, gegen die die SpVgg bereits in der 1. und 2. Bundesliga spielte, ging als absolut verdienter Sieger vom Platz.

Den FSV Zwickau als Lieblingsgegner zu bezeichnen, trifft es ganz gut. In den bisher sechs Vergleichen ging immer die SpVgg als Sieger vom Platz. Dass es auch beim siebten Vergleich so blieb, ist einem Hattrick von Stephan Hain und einer deutlichen Leistungssteigerung in der 2. Halbzeit zu verdanken. Nach einem Eckball gingen die Sachsen, unter tatkräftiger Mithilfe von Korbinian Müller, mit 1:0 in Führung. Nach dem Pausentee zeigte die Mannschaft ein ganz anderes Gesicht, allen voran Stephan Hain. Mit Treffern in der 61. (Elfmeter), 72. und 81. Minute drehte er die Partie im Alleingang. Das 3:1 bedeutet den fünften Auswärtssieg der laufenden Saison.

Toto-Pokal:
Es war ein hartes Stück Arbeit für die SpVgg, um beim TSV Buchbach in das Viertelfinale des Toto-Pokals einzuziehen. Konnte man in den beiden Spielzeiten der Regionalliga jeweils deutlich in Buchbach gewinnen, so kam man nur zu einem glücklichen 2:1-(1:1)-Sieg. Der zwischenzeitliche Ausgleich für den Gastgeber absolut verdient. Wieder war es Hain, der den Siegtreffer für die SpVgg erzielen konnte.

Fußballromantik in Buchbach

Es gibt Vereine, mit denen man keine guten Erinnerungen verbindet. Einer davon ist der 1. FC Schweinfurt, der einzige Verein, der die SpVgg letzte Saison in der Regionalliga Bayern bezwingen konnte. Während die Mannschaft in der 3. Liga zu dieser Zeit von Sieg zu Sieg eilt, schied man in Schweinfurt mit 1:2 im Toto-Pokal aus. Nach einer schnellen 1:0 Führung durch Hain, flog Bigalke in der 65. Minute vom Platz. In den letzten Minuten kippte das Spiel dann komplett und die Schnüdel trafen noch doppelt. Der Einzug in die 1. Hauptrunde des DFB-Pokal, ist damit nur noch mit dem Erreichen von mindestens Platz vier in der Liga möglich.

Zwischenfazit:
Die Spielvereinigung spielt eine unfassbar tolle Saison und steht vollkommen zu Recht auf Platz fünf. Beim Blick auf die bisherigen fünf Niederlagen fällt eines auf: Lediglich Hansa Rostock zeigte der Mannschaft wirklich ihre Grenzen auf. Alle anderen Niederlagen kamen durch eigene Unzulänglichkeiten (wie in Lotte) oder resultierten aus einem komplett gebrauchtem Tag (gegen Großaspach). Spielerisch gab es bisher keine Mannschaft, die von der Spielvereinigung nicht geschlagen werden kann. Die Offensive ist wie in der Vorsaison das Prunkstück. Sascha Bigalke und Stephan Hain funktionieren auch in der 3. Liga als kongeniales Duo. Bigalke glänzt mit bereits vier eigenen Treffern und neun Vorlagen. Hain ist mit gigantischen 13 Toren in 15 Spielen derzeit sogar der beste Torjäger der Liga. Mittlerweile hat sich auch die Abwehr deutlich stabilisiert und die Formation Bauer, Welzmüller, Winkler, Dombrowka ist gesetzt. Der vor seiner Verletzung zuletzt in der Abwehr spielende Nicu hat konsequenterweise derzeit keinen Platz im Team. Korbinian Müller ist auf der Linie ein guter Torhüter. Mit dem Ball am Fuß hat er seine Probleme und wie zuletzt gegen Zwickau ist er leider immer wieder einen Wackler gut. Ob Schromm nicht irgendwann Königshofer eine Chance gibt, wird sich zeigen.

Erstaunlich ist, wie die zwischenzeitlichen Ausfälle von Hagn, Stahl, J. Müller und Nicu von der Mannschaft kompensiert wurden. Gerade der Ausfall von Stahl wurde von Greger perfekt ausgeglichen und so gab es kaum Treffer, die durch die Mitte fielen. Die meisten Gegentore musste die Mannschaft bei Flanken oder Pässen von den Flügeln aus hinnehmen. Die Spielvereinigung ist mit fünf Siegen derzeit sogar die beste Auswärtsmannschaft. Erst acht Gegentreffer gab es auf fremdem Platz. Wenn Jim-Patrick Müller zurück kommt, hat Schromm wieder mehr Alternativen auf den etwas schwächelnden Außenbahnen. Dass die Spielvereinigung zu den technisch besten Mannschaften zählt, sieht man auch an der Kartenstatistik. Erst 22 gelbe Karten und keine Platzverweis gab es für die Mannschaft von Claus Schromm.

Äußerst positiv ist auch die bisherige Zuschauerentwicklung zu sehen. 3.600 Fans begrüßt der Verein derzeit im Schnitt und ausgenommen vom Spiel gegen den Dorfclub Großaspach, kamen immer mindestens 3.000 Zuschauer. Auch wenn die zuschauerunfreundlichen Monate erst noch vor uns liegen, ist diese Entwicklung äußerst erfreulich. Nicht nur der sportliche Erfolg dürfte ein Faktor sein. Auch das veränderte Gesicht des Vereins dürfte ein Grund dessen sein.

Ausblick: 
Nach der Länderspielpause kommt Spitzenreiter SC Paderborn für eine weitere Standortbestimmung in den Sportpark. VfR Aalen (A), Carl Zeiss Jena (H), VfL Osnabrück (A) und der Rückrundenauftakt gegen Bremen II (H) sind die weiteren Spiele bis zur Winterpause. Konservativ gerechnet sollten mindestens sieben Punkte für die Mannschaft zu erreichen sein. Damit stünde man bei 35 Punkten und hätte den Klassenerhalt so gut wie sicher. Neue Ziele sollte man sich frühestens im März setzen, traditionell braucht die Spielvereinigung etwas länger um aus der Winterpause zu kommen.

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